Heute haben wir einen ganz besonderen Interviewpartner für Euch mit unseren Fragen gebohrt. André Koegler ist Performance Consultant beim Private Network Anbieter “easy.MARKETING”, Vorstandsvorsitzender der Fokusgruppe Affiliate-Marketing im BVDW und neuerdings auch Internet-Allstars Experte. Wie André Koegler zu seinen Tätigkeiten kam, welche Probleme er mit seinem Tool löst und wie er im BVDW die Affiliate-Branche vorantreibt, erfahrt Ihr hier.
Hallo André, seit unserem letzten Interview ist einiges passiert. Magst Du uns Deine Vita noch einmal vorstellen und mit den Updates ausfüllen, die dazugekommen sind?
Na klar, gerne! Mit meinen inzwischen über 20 Jahren in der Szene gehöre ich wohl zu den alten Hasen. Ich war die meiste Zeit auf Agenturseite und habe die ad-cons und später die The Reach Group (TRG) mit gegründet, die als Performance-Agenturen verschiedene Reichweiten und Kanäle bedient haben, bzw. noch immer bedienen. Ich habe mich schon sehr früh für Affiliate-Marketing, dessen Vielfalt und die technischen Prozesse dahinter interessiert. Seit 2019 bin ich jetzt auf technischer Seite. Die easy Marketing GmbH stellt Systeme zur Attribution von Transaktionen, Verwaltung und Reporting von Marketingkanälen und den Betrieb von Private-Affiliate-Programmen bereit. Außerdem bin ich seit einigen Jahren aktiv im Bundesverband der digitalen Wirtschaft e.V. (BVDW) aktiv und seit Anfang 2021 Vorsitzender der Fokusgruppe Affiliate-Marketing, in der wir uns für die Belange der Branche einsetzen und uns aktiv den technischen und rechtlichen Herausforderungen stellen.
Private Network - erklärst Du bitte einmal was die Aufgabe eines Private Networks ist und welche Rolle easy.Marketing dabei einnimmt!
Im Affiliate-Marketing unterscheiden wir zwischen public und private networks. Publics sind Netzwerke in denen Publisher auf eine Vielzahl an Partnerprogrammen unterschiedlicher Advertiser zugreifen können (N zu N). Das System ist wie ein Marktplatz aus Händlern und Vertriebspartnern aufgebaut. Die Abrechnung der Provisionen für die Publisher erfolgt zentral.
Private networks werden in der Regel von einzelnen Advertisern betrieben. Sie legen sich ein technisches System zu, welches mit den Funktionen eines public networks identisch ist. Nur dass dort nur die Partnerprogramme des einen Advertisers angebunden sind und meist nur mit einer begrenzten Anzahl Top-Publishern gearbeitet wird. Der Advertiser bindet so die Publisher sehr eng an sich und seine Kampagne (1 zu N). Meistens kennt man sich in diesen Fällen inzwischen persönlich und kann hier sehr individuell auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Publisher eingehen.
Ein Private-System wird meist nicht performance-basiert vermietet (so wie Publics), sodass sich ab einer gewissen Höhe an Publisher-Provisionen der Betrieb eines private networks lohnt. Die eingesparten Gebühren können dann auf die Publisher-Provisionen aufgeschlagen werden, was die Performance des Programms steigern kann. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, das mal in einer Rechnung durchzukalkulieren.
Technisch wird ein Private auf der Domain des Advertisers aufgesetzt, was ein “first party” oder sogar “real first party tracking” ermöglicht. Als technischer Dienstleister sind wir Auftragsverarbeiter unter einem AVV. Sämtliche Daten gehören dem Betreiber. Public networks bieten dies nicht oder nur mit Einschränkungen.
Private networks werden inzwischen auch von Publishern oder Agenturen eingesetzt. Will ein Publisher mehrere Advertiser eng an sich binden, die vielleicht gar kein eigenes Tracking haben, so kann das Netzwerkprinzip einfach umgedreht werden. Ein Publisher bindet viele Advertiser (N zu 1) an und holt sich seine Provisionen über Rechnungen, die das Private für ihn verschickt.
Agenturen nutzen diese Systeme, um die Betreuung der Partnerprogramme in ihrem Haus zu zentralisieren und ihre Kunden an sich zu binden. Jede größere Performance-Agentur hat inzwischen ein eigenes Affiliate-System oder baut gerade aus.
Die easy Marketing GmbH ist seit über 10 Jahren technischer Dienstleister. Wir sind mit der Bereitstellung von Private-Affiliate-Systemen groß geworden und bedienen inzwischen einen sehr internationalen Markt. Im Laufe der Zeit sind weitere Produkte und Module hinzu entwickelt worden, mit denen wir alle Bedürfnisse im Performance-Marketing mit Tracking und Analyse abdecken.
Wie unterscheiden sich die einzelnen Systeme, die ihr mit easy.MARKETING zur Verfügung stellt?
Im Kern unserer Produkte steht das Tracking und die Attribution, also die Verteilung der Transaktionen auf Marketing-Kanäle oder Publisher und deren Projekte. Daraus resultieren 3 Produktarten für die Kundenarten Advertiser, Publisher und Agenturen.
Das “einfachste” System ist mit easy.TRACKING die Trackingweiche, mit der auf globaler Ebene sämtliche Marketing-Kanäle einer Webseite, egal ob Shop oder Publisher, analysiert werden können.
Eine Ausbaustufe der Trackingweiche ist easy.360 mit deren Hilfe nicht nur getrackt, sondern externe Daten – z.B. von Facebook, Google oder einem Affiliate-Netzwerk – importiert werden können, um zentral auf alle KPIs Zugriff zu haben.
easy.AFFILIATE ist das Private-System, welches von Advertisern und Publishern in einer 1 zu N-Verbindung eingesetzt wird. Agenturen setzen das System als Netzwerk ein (N zu N).
Wer sind Eure Kunden und wie nutzen sie Eure Systeme?
Zu unseren Kunden gehören die größten Advertiser, Publisher und Agenturen. In den meisten Fällen werden die Private-Affiliate-Systeme als Ergänzung zu public networks betrieben. Erreicht ein Partner eine gewisse Größe oder Wichtigkeit, so wird die Beziehung intensiviert. In diesem Zuge wird der Partner meist vom Public- in ein Private-Affiliate-Netzwerk umgezogen, in dem die Arbeit dann individualisiert und ausgebaut wird. Der Long Tail verbleibt im Public und wird standardisiert bedient. Direktkooperationen werden im Private betreut. Darunter sind dann oft auch nicht nur klassische Publisher, sondern Kooperationen im B2B, andere Advertiser, die sich zusätzlich als Publisher aufstellen oder Performance-Agenturen, die gewisse Reichweiten anbieten, welche performance-basiert vergütet werden.
In unseren Systemen werden dann auch alle anderen Abrechnungsformen angewandt. Neben CPOs werden CPLs, CPCs, CPMs oder auch WKZs vergütet. Da wir i.d.R nicht performance-basiert abgerechnet werden, fallen auf die Vergütungen keine Kosten an, was das Geschäft einfach und günstig hält.
Bei easy.TRACKING und easy.360 sind es klassische Seitenbetreiber, die in einer Single-Attribution (z.B. Last Click) oder einer Multiattribution ihre Transaktionen auf ihre Marketingkanäle verteilen. Mit unseren Systemen sind sämtliche Attributions-Formen statisch sowie dynamisch abbildbar.
Betreibt ein Publisher eine Trackingweiche oder easy.360, so ist er in der Lage den User von seinem verwendeten Marketingkanal bis hin zum jeweiligen Advertiser zu verfolgen. Alle Touchpoints eines Prozesses werden erfasst und gemonitort. In der Praxis klickt ein User beispielsweise auf eine Anzeige einer Facebook-Kampagne, landet dann beim Publisher und vergleicht dort Produkte. Nach seinem Vergleich klickt er auf eine Anzeige, die ihn zu einem Shop führt und kauft dort etwas. Jeden einzelnen dieser Touchpoints erfassen wir und stellen wir im System zur Auswertung bereit. So ist der Publisher in der Lage, die Qualität jeder seiner einzelnen Marketing-Maßnahmen zu analysieren.
Womit sticht easy.MARKETING andere Systeme aus?
Sicherlich in den verschiedenen Anwendungsformen und der damit verbundenen Expertise. Wir sind sehr stark aus den Bedürfnissen unserer Kunden entstanden. Es gibt kaum ein System, welches einem anderen gleicht. Eine Vielzahl an Funktionen und Modulen lassen eine sehr individuelle Arbeitsweise zu.
Darüber hinaus sehe ich uns als Innovationstreiber. Mit unserer aktiven Arbeit beim BVDW sind wir an vorderster Front und erkennen marktrelevante, rechtliche oder technische Einflüsse meist schon in der Entstehung.
Was kannst Du uns zu künftigen Innovationen Eurer Systeme verraten?
Für uns intern ist die Neuentwicklung unseres Grundsystems wohl am bedeutendsten. Aktuell setzen unsere Systeme auf Core 5 auf. Core 6 hat einen neuen Kern und eine vollkommen neue Architektur mit einer neuen Oberfläche, welche noch mehr Bedienungsfreundlichkeit haben wird.
Für den Markt relevanter sind aber sicher die Tracking-Alternativen und Ergänzungen zu den herkömmlichen Cookies. Wir stehen u.a. gerade kurz vor dem Launch einer neuen Post-View-Trackingart, die dem Markt der Display Publisher einen deutlichen Aufwind bescheren wird. Darüber hinaus arbeiten wir natürlich an verschiedenen Varianten der Advertising IDs, die als Ersatz von Cookies gehandelt werden. Der Markt wird sich weiter verändern – und wir sind Teil davon.
Aus allen Richtungen nimmst Du Eindrücke und Aussagen wahr. In welche Richtung wird sich die Branche entwickeln? Wird das Affiliate-Marketing, wie wir es kennen, in den nächsten 5 Jahren noch so stattfinden gerade in Hinblick auf die neue Fassung des TTDSG, welche zum 01.12.2021 eintritt?
Das TTDSG holt Deutschland nur auf einen internationalen Standard. Wir haben einige Jahre von den Sonderregelungen in Deutschland profitiert, jetzt schließen wir zu allen anderen europäischen Ländern auf.
Das Setzen von Cookies im Affiliate-Marketing bedarf dann auch hier das Einverständnis des Users, was bedeutet, dass zukünftig nicht mehr alle Transaktionen attribuiert werden können. Die Branche wird aber schnell lernen damit umzugehen. Das sehen wir in unseren internationalen Kampagnen. Fehlendes Tracking wird mit höheren Provisionen kompensiert. Ausnahmen bestehen weiterhin für Cashback- und Loyalty-Publisher, die zu 100% getrackt werden können.
Affiliate-Marketing gehört seit Jahren fest zum Marketingmix. International werden mehr als 15% aller Transaktionen durch diese Reichweiten generiert. Und einer der größten Vorteile ist die Anpassungsfähigkeit der Player. Affiliate-Marketing war seit jeher ein Innovationstreiber. Wir dürfen gespannt sein, was noch so alles entstehen wird. Ich freue mich drauf!
Seit kurzem bist Du einer der Internet-Allstars Experten. Wie beschreibst Du diesen Schritt und welche Aufgaben stehen Dir da bevor?
Ich fühle mich seit vielen Jahren eng mit der Branche verbunden. Durch meine langjährige Zugehörigkeit habe ich viele Player und Menschen kommen und gehen sehen. Mit einigen teile ich eine Leidenschaft. Performance-Marketing ist nicht nur ein Marketingkanal. Es verbindet Technologie und Menschen miteinander. Es geht um Austausch, Bindung und Vertrauen.
Ich liebe meine Aufgaben im BVDW und bin sehr froh, dass mein Arbeitgeber mir die Gelegenheit gibt, Verantwortung für die Branche zu übernehmen. Als Performance Consultant möchte ich beraten, unterstützen, helfen und als Mitglied der Internet-Allstars Experten freue ich mich, dies auch im Rahmen dieser hochkarätigen Events machen zu dürfen.