Im Interview mit Torben Leuschner, selbständiger Webentwickler und Affiliate: Vor fast genau einem Jahr hast Du uns nähere Einblicke in Dein Affiliate Projekt www.was-soll-ich-schenken.net (WSIS) gewährt.
1. Wie hat sich das Projekt WSIS in dem letzten Jahr entwickelt?
In meinen Augen positiv. Zugegeben, schaut man sich den aktuellen Sistrix-Score der Domain an, könnte man etwas anderes vermuten. Am 26.01.2014 stand eine 3,31 auf dem Tacho und heute (25.01.2016) liegen wir bei 1,41. Ein Verlust um mehr als fünfzig Prozent.
Hier muss man sich natürlich auch die Mitbewerber beziehungsweise Online-Shops anschauen, mit denen ich bei Google um die Rankings kämpfe. Hier werden Budgets für Inhalte und Marketing ausgerufen, gegen die ich als One-Man-Show recht machtlos bin. Viele Konzerne haben in den letzten Jahren die Größe des Geschenke-Markts im Netz erkannt und ihre Portokasse geplündert.
Fakt ist aber auch, dass sich der Sistrix-Abwärtstrend in meinen Besucherzahlen und vor allem den Einnahmen in keiner Weise wiederspiegelt. Erstere haben sich weder verschlechtert noch verbessert, letztere sind gestiegen. So hat WSIS das Jahr 2015 mit einem sechsstelligen Gewinn abgeschlossen. Das war mein Ziel und damit bin ich sehr zufrieden.

Auf was-soll-ich-schenken.net finden Besucher mithilfe von Filtern passende Geschenke für jeden Anlass, zum Beispiel auch Valentinstag.
2. Arbeitest Du nach wie vor mit verschiedenen Partnerprogrammbetreibern zusammen oder setzt Du beispielsweise immer mehr auf Inhouse Partnerprogramme bzw. Partnerprogramme eines bestimmten Netzwerkes und warum?
Im letzten Jahr ist in der Hinsicht in der Tat einiges passiert. Alleine drei große Partner haben sich von ihrem Netzwerk getrennt und sind mit eigenen Inhouse-Programmen an den Start gegangen. Hier lief der Übergang meist einwandfrei und aus meiner Sicht profitierten sowohl der Merchant als auch ich als Affiliate von diesem Schritt. Ich sag nur: 30 Prozent sind 30 Prozent
Hierbei handelte es sich aber wie gesagt um recht große Online-Shops, die genügend Manpower sowohl im operativen als auch technischen Bereich haben, um ein Inhouse-Partnerprogramm erfolgreich zu betreiben. Da auf WSIS mittlerweile Kooperationen mit über 70 Merchants existieren, läuft natürlich weiterhin sehr viel über Netzwerke. Hier decken wir das gesamte Spektrum ab: Zanox, affili.net, belboon, adcell, superclix, webgains, digistore24 und so weiter… Bei manchen läuft es gut, bei anderen weniger.
Wenn man mich nach meinem Lieblingsnetzwerk fragt, so fällt die Antwort exakt wie im letzten Jahr aus: belboon. Angefangen bei der Auswahl der Partnerprogramme über die User Experience im Kundencenter bis hin zu den Auszahlungen oder der API-Schnittstelle. Hier fühle ich mich einfach am wohlsten.
2016 möchte ich weitere Kooperationen – vor allem auch mit kleinen Merchants – eingehen. Schließlich liegt hier der größte Mehrwert meiner Affiliate-Seite gegenüber klassischen Online-Shops. So kann ich meinen Besuchern auch exotische Geschenke präsentieren, abseits von den Mainstream-Artikeln.
3. Was sind Deine Top 3 Partnerprogramme von WSIS?
Die Top 3 Partnerprogramme gehören zu Online-Shops, die sich auf Geschenk-Artikel spezialisiert haben. Obwohl ich sonst kein Freund von Geheimniskrämerei bin, möchte ich hier keine Namen nennen.

Im letzten Interview sagtest Du: „Die Conversion unterscheidet sich von Partner zu Partner und Produkt zu Produkt teilweise recht stark. Im Hintergrund von was-soll-ich-schenken.net werkelt daher ein Algorithmus, der die Geschenkideen auf Basis ihrer Performance gewichtet. Dadurch werden die angezeigten Ergebnisse und somit natürlich auch die Conversion von Zeit zu Zeit automatisch immer besser. Quasi eine Art Mini-Google für Geschenke.“ Frage: Optimierst Du den Algorithmus regelmäßig und welche Kriterien zählen für Dich zu einer guten Performanceleistung? Konntest Du die Konversionsrate innerhalb des letzten Jahres steigern?
Ja, ich nehme wöchentlich kleine Optimierungen am Algorithmus vor und teste auf einer Staging-Umgebung, welche Auswirkungen dies auf die Produkt-Rankings hat. Wenn dies in meinen Augen passt, gehen die Änderungen live. Durch den guten Traffic habe ich dann genügend Daten, so dass sich die Produkte quasi gegeneinander testen und automatisiert ihr Ranking optimieren.
Meine allgemeine Konversionrate konnte ich so steigern. Was mir aber noch wichtiger ist: Durch diverse Analysen (datengetrieben oder reale User-Tests) konnte die Zufriedenheit der Besucher auf den einzelnen Kategorieseiten weiter verbessert werden. Schließlich hat meine Webseite nur eine einzige Existenzberechtigung:
Menschen ermöglichen, so schnell und einfach wie möglich das beste Geschenk zu finden. Dieses Bedürfnis stelle ich ausnahmslos bei all meinen Maßnahmen und Optimierungen in den Vordergrund.
Da nach meinem letzten Interview hier oder auf Gründerszene doch viele niedliche Kopien meines Systems online gegangen sind, kann ich hier natürlich nicht exakt auf die einzelnen Kriterien des Algorithmus eingehen. Generell kann ich jedoch sagen, dass man das Rad nicht neu erfinden muss. Als SEO hat man lange Zeit versucht, den Google-Algorithmus zu “gamen”. Nun mache ich genau das Gegenteil: Ich lasse mich von ihm inspirieren, um den eigenen Ranking-Algorithmus zu verbessern. CTR, Verweildauer und Absprungrate sind keine KPIs, deren Exklusivrechte bei Google liegen.
4. Stichwort: Pagespeed Optimierung. In der deutschen Online Marketing Szene gilst Du als absoluter Pagespeed Experte. Laut Google Pagespeed Insights hat www.was-soll-ich-schenken.net nach wie vor einen Pagespeed von 100 für Desktop-PCs. Kannst Du unseren Lesern ein paar Tipps an Die Hand geben, wie sie ihre Seite sowohl für den PC als auch mobil schneller machen können?
Wenn ihr Frontend-Entwickler seid und keine Ahnung von Pagespeed-Optimierung habt: Bildet euch weiter! Wenn ihr kein Frontend-Entwickler seid: Sucht euch einen guten Frontend-Entwickler!
Nein, im Ernst: An dieser Stelle Optimierungstipps zu geben, würde wohl den Umfang als auch den Kontext dieses Interviews sprengen. Artikel von mir zum Thema findet man beispielsweise hier , hier oder hier .

82.5% der Besucher gelangen über die organische Suche zu was-soll-ich-schenken.net. Ein (Alb-)Traum für jeden Affiliate.
5. Deine Stärke liegt vor allem darin, technisch solide Webseiten zu bauen. Hast Du Erfahrungswerte, welche technischen Kriterien für das Google Ranking besonders wichtig sind?
Ich glaube technische Kriterien sind für das direkte Google-Ranking ziemlich unwichtig. Solche Sachen wie langsame Ladezeiten oder SSL werden nur in den seltensten Fällen Auswirkungen haben.
Viel wichtiger ist es in meinen Augen, den Nutzern seiner Webseite ein geniales Nutzungserlebis zu bieten. Logisch, an erster Stelle sollte immer die Befriedigung seines Bedürfnisses beziehungsweise im Falle eines Besuchers aus Suchmaschinen die Befriedigung seiner Suchintention stehen. Doch dies reicht heutzutage in vielen Bereichen nicht mehr aus. Gerade im News- oder Content-Bereich sind doch die wenigsten Anbieter in der Lage, ihren Besuchern wirklich einhundertprozentig einzigartige Inhalte bereitzustellen.
Um wieder auf das Projekt zurückzukommen: Nüchtern betrachtet gibt es noch 100 andere Webseiten, die ihren Besuchern die selben Inhalte zur Verfügung stellen, wie ich auf was-soll-ich-schenken.net.
Hierdurch entsteht aber auch die Chance, in Sachen Technik, Usability und User Experience zu glänzen und aus der breiten Masse herauszustechen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wer heutzutage wirklich gute Webseiten bauen will, kommt um entsprechendes technisches Know-How nicht mehr drumherum.
Hier schließt sich dann der Kreis und wir wären wieder beim Thema Google. Sämtliche Bemühungen der Suchmaschinenfirma in den letzten Jahren zielten direkt oder indirekt darauf ab, die grundsätzlich manipulationsanfälligen Website-Faktoren (sowohl intern als auch extern) im Google-Ranking-Algorithmus unwichtiger werden zu lassen. Nutzer-Daten als Meta-Ebene sind stattdessen das neue Gold der Suchmaschinen.
Kurz gesagt: Webseiten, die in der Summe aus Content, Technik und User Experience besser sind als ihre Mitbewerber, werden in den nächsten Jahren die klaren Gewinner in der organischen Google-Suche sein.

Mobile überholt Desktop. Rund die Hälfte der Besucher nutzen das Smartphone für die Geschenksuche.
6. Was sind Deine aktuellen Projekte und stehen weitere Affiliate Projekte an?
2016 wird extrem spannend! Alleine in den nächsten Monaten gehen drei Start-Ups an den Start, an denen ich beteiligt sein darf. Bei Zweien handelt es sich um Software-as-a-Service bzw. Digitale Inhalte. Hier werde ich also vermutlich nicht als Affiliate, sondern eher als Merchant auftreten und mir anschauen, wie die “Gegenseite” so funktioniert
Das dritte Start-Up wird stattdessen als Haupt-Geschäftsmodell auf dem Affiliate-Marketing basieren. Allerdings weit über dem, was ich als klassisches SEO-Affiliate-Projekt bezeichnen würde. Hier kann ich natürlich viele wertvolle Erfahrungen mit einbringen, die ich beim Aufbau von WSIS gesammelt habe.
Ansonsten werde ich natürlich weiterhin was-soll-ich-schenken.net mit frischen Ideen und neuem Content versorgen, ohne mich vom Projekt zu sehr abhängig zu machen. Bei mehr als 80 Prozent Google-Traffic im Affiliate-Bereich, muss man sich im klaren darüber sein, dass morgen der ganze Spaß vorbei sein könnte. Daher wäre mittlerweile auch ein Exit eine Option für mich.
7. Sowohl im letzten Interview als auch im Expertenartikel der Tops und Flops im Affiliate Marketing 2015 kritisierst Du die Intransparenz von Affiliate Netzwerken. Worauf sollten insbesondere Einsteiger Affiliates achten, wenn sie sich für ein Netzwerk entscheiden und wie können sie möglichst einen guten Überblick behalten?
Ich glaube Netzwerke sind gar nicht so sehr das Problem. Viel schlimmer empfinde ich Merchants, die ihr Partnerprogramm nur halbherzig betreiben beziehungsweise Affiliates als Traffic-Quelle nicht Ernst nehmen oder genügend schätzen. Hier kann ich nur empfehlen, sich beim jeweiligen Partnerprogramm so schnell wie möglich einen festen persönlichen Ansprechpartner zu suchen. Dies macht auf Dauer vieles einfacher.
Vielen Dank Torben für das interessante Interview! Wir sind gespannt, was wir in diesem Jahr noch von Dir und Deinen Projekten hören werden und hoffen, dass Du uns in spätestens einem Jahr wieder Rede und Antwort stehst, was Deine Affiliate-Karriere betrifft