Das Team von Affiliate Deals bemüht sich stetig darum, Affiliates aufzustöbern, die mit ihren Projekten besonders erfolgreich sind und ihr Wissen gern an andere weitergeben. Diesmal beantwortet Torben Leuschner , selbständiger Webentwickler, 10 Fragen zu seinem eindrucksvollen Webauftritt www.was-soll-ich-schenken.net . Er geht unter anderem auf die Frage ein, wie er es schaffte, innerhalb eines Monats mehr als 500.000 Besucher auf seine Seite zu locken.
Spannend sind auch seine Antworten zur Zukunft des Affiliate Marketing und worauf er im Allgemeinen bei eigenen Webprojekten Wert legt. Zu viel wollen wir allerdings noch nicht verraten, schaut Euch einfach selbst das sehr interessante wie auch aufschlussreiche Interview an!
1.Wie bist Du auf die Idee gekommen, eine Seite für Geschenke zu bauen?
Man hört ja häufig, dass die besten Projekte aus Eigenbedarf entstehen. Egal ob Weihnachten oder Geburtstage, ich hatte fast ständig das Problem, dass ich vor der selben Frage stand, die die Webseite nun zu beantworten versucht. So war es keine Seltenheit, dass noch am Morgen des 24. Dezember ein Stapel Amazon-Pakete vor der Haustür stand.
Natürlich war mir bewusst, dass es schon einen Haufen Webseiten gibt, die Geschenkideen vorstellen. Neben den teils sehr professionellen Online Shops fand ich aber kein übergreifendes (Affiliate-) Projekt, dass mich sowohl aus Nutzer- als auch aus technischer Sicht zufriedenstellen konnte. Also ran an die Tastatur, IDE geöffnet und ein paar Tage später stand die erste Version von was-soll-ich-schenken.net.
2. Bist Du der Meinung, dass es als Programmierer leichter ist, eine derartige Webseite zu konzipieren und umzusetzen?
Definitiv. Hätte ich meine investierte Zeit gegenüber einem Kunden abgerechnet, wäre die Summe wahrscheinlich bereits sechsstellig. Teilweise habe ich ganze Nächte investiert, um noch so kleine Mini-Features zu implementieren oder winzige Verbesserungen vorzunehmen. Solche Sachen würden sonst wahrscheinlich in kein Kosten-/Nutzen-Verhältnis passen.
Hinzu kommt die Tatsache, dass Google technische Perfektion meiner Erfahrung nach sehr stark honoriert. Sowohl Usability, als auch der Pagespeed oder sauber ausgezeichneter Quelltext sind Faktoren, die man definitiv nicht mehr vernachlässigen darf.
Auf der anderen Seite denkt man als Entwickler einer Webseite häufig auch ganz anders als die Besucher. So musste ich mehrmals die Erfahrung machen, dass Funktionen, die ich als super genial empfand, von den Nutzern überhaupt nicht wahrgenommen wurden. Ein Blick über die Schulter eines Otto-Normal-Internetnutzers beim Bedienen der eigenen Seite fördern manchmal Schwachstellen ans Licht, die man überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.
3.Wie bist Du an das Projekt rangegangen, wie und wo hast Du im Vorfeld recherchiert?
Ich gebe zu, Recherchen und großartige Vorbereitungen gehören nicht zu meinen Stärken. Vor allem bei eigenen Projekten verfolge ich eher die Devise: Machen, machen, machen.
Genau so war es auch bei was-soll-ich-schenken.net. Idee im Kopf, Domain registriert, eigenes Mini-CMS entwickelt und über die Jahre Schritt für Schritt verbessert.
4.Was war Dir an der Seite besonders wichtig? (Stichwort: Usability, Pagespeed, Layout)
Ich bin kein besonders guter Grafiker, Texter oder Linkbuilder. Dementsprechend konzentriere ich mich bei eigenen Projekten vor allem auf das, was ich am besten kann: Technisch solide Webseiten bauen.
Zudem liebe ich simple Oberflächen. Jedes Feature was neu hinzukommt, wird eine Zeit lang überprüft. Falls es nicht ausreichend genutzt wird, fliegt es eiskalt wieder raus. Dabei ist es auch egal wie viel Zeit in die Entwicklung geflossen ist. Eine einfache Bedienbarkeit ist für mich das A und O.
Diese Frage ist pauschal natürlich sehr schwer zu beantworten und würde in den allermeisten Fällen technisch sehr komplex werden. Generell kann ich nur sagen, dass die 100 Punkte beim Google PageSpeed auch nicht als das Maß aller Dinge gesehen werden sollten. Viel mehr geht es darum, die Webseite für die eigenen Nutzer so schnell wie möglich zu machen. Bereits 100 Millisekunden sind schon ein Gewinn.

Dass eine schnelle Seite das Google-Ranking verbessern kann, sollte mittlerweile jedem bekannt sein. Dies passiert meines Erachtens jedoch weniger auf Basis einer algorithmischen Überprüfung. Vielmehr hat die Ladezeit einen unmittelbaren Einfluss auf das Nutzerverhalten einer Webseite, was dann wieder dem Ranking zu Gute kommt.
6.Wie ist Deiner Meinung nach das Verhältnis zwischen Desktop und Mobile-Besuchern und zu welcher Zeit ist wer wo online?
Aktuell dominiert in Summe noch der Desktop mit 45 Prozent (Dezember 2014). Dass dieser Wert im Vorjahreszeitraum allerdings noch bei knapp 59 Prozent lag, verdeutlicht wo die Reise hingeht. Vor allem in den späten Abendstunden kann es vorkommen, dass der Prozentsatz an aktiven Desktop-Besuchern bereits einstellig wird.

Ehrlich gesagt ist es mir aber auch gar nicht mehr so wichtig, wie das exakte Verhältnis aussieht. Ich versuche jedem Besucher meiner Webseite ein ideales Nutzererlebnis zu bieten, egal von welchem Gerät er auf die Seite zugreift. In Zukunft werden sowieso Uhren, Brillen, Fernseher, Autos oder auch Kühlschränke mit Internetzugang hinzukommen. Jedes dieser Geräte zu kennen und in eine der drei Kategorien Desktop, Mobile oder Tablet zu stecken macht in meinen Augen keinen Sinn.
Gerade hier liegt ja auch der riesengroße Vorteil einer sauberen responsiven Webseite. Wir haben gar nicht den Bedarf mit verschiedenen Geräteklassen zu arbeiten, sondern können Content, Design und Usability auf Basis sinniger Browser-/Nutzer-Eigenschaften ausspielen.
7.Du hast in einem Monat mehr als 500.000 Besucher auf Deiner Webseite gehabt, die nach Geschenken suchten. Auf welches Partnerprogramm setzt Du besonders und kannst Du etwas über die Conversion sagen?
Ich versuche einen möglichst großen Mix zu schaffen. Aktuell bedeutet dies, dass man auf was-soll-ich-schenken.net Geschenkideen aus mehr als 35 verschiedenen Online Shops findet. Gerade diese Mischung aus klassischen Geschenkartikeln, Erlebnisgeschenken oder stinknormalen Amazon-Produkten, die man so in keinem Geschenke-Online-Shop finden würde, machen für viele Besucher den Reiz aus und lassen einen Mehrwert entstehen.

Es sind also Partnerprogramme aus Netzwerken wie auch Inhouse-Programme dabei. Mit manchen Partnern rechne ich auch direkt via Google Analytics-Bericht ab. Eine gute Zusammenarbeit mit den Merchants ist mir extrem wichtig, weshalb ich beim Thema Tracking recht flexibel bin und gerne auf die Wünsche des Gegenübers eingehe. Dennoch bin ich immer sehr froh, wenn eine Affiliate-Kooperation via meinem Lieblingsnetzwerk Belboon möglich ist.
Die Conversion unterscheidet sich von Partner zu Partner und Produkt zu Produkt teilweise recht stark. Im Hintergrund von was-soll-ich-schenken.net werkelt daher ein Algorithmus, der die Geschenkideen auf Basis ihrer Performance gewichtet. Dadurch werden die angezeigten Ergebnisse und somit natürlich auch die Conversion von Zeit zu Zeit automatisch immer besser. Quasi eine Art Mini-Google für Geschenke.
8.Du hast eine schicke Grafik über das Thema “Wieviel kostet Weihnachten” gebastelt. Wie kann man so etwas bauen und was war Deine Idee dahinter?
Aktuell erhalte ich noch einen Großteil meiner Besucher via Google. Dementsprechend bin ich immer bestrebt, neue Traffic-Quellen zu erschließen beziehungsweise stärkere Impulse in Sozialen Netzwerken zu erzeugen. Infografiken sind natürlich eine tolle Möglichkeit, dort viral zu gehen.
Ich glaube mittlerweile gibt es sogar Online Tools, um solche dynamischen Infografiken automatisch mit eigenen Inhalten erstellen zu lassen. Wer allerdings eine saubere Lösung haben möchte, sollte meiner Meinung nach den Webentwickler seines Vertrauens zu Rate ziehen. Gerade bei Seiten, wo wenig Content präsentiert werden soll, wird der Besucher merken, ob sich der Initiator Mühe gegeben hat oder nicht.
9.Responsive ist mittlerweile ein großes Thema geworden. Woher stammen Deine Kenntnisse und auf was achtest Du besonders?
Puh, wieder eine schwere Frage. Woher meine Kenntnisse im einzelnen stammen, kann ich gar nicht genau sagen. Gerade beim Thema Responsive Webdesign machen eigene Erfahrungswerte und selbst gelernte Best Practices sehr viel aus. Ein Buch lesen und anschließend die perfekte responsive Website bauen wird nicht funktionieren.
Hinzu kommt, dass sich die gesamte Thematik noch in einer stetigen Entwicklung befindet. Gerade ist beispielsweise das Thema Responsive Images durch neue HTML-Elemente und -Attribute recht aktuell. Hier gilt es dann, sich ständig über die neuesten Techniken zu informieren und vor allem das frisch gelernte Wissen auch direkt in Projekten anzuwenden.
Wer sich 2014 noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt oder seine Seite nur halbherzig migriert hat, wird meines Erachtens 2015 ernsthafte Probleme bekommen.
10.Wie siehst Du das Thema Affiliate Marketing in der Zukunft?
Schenkt man vielen Stimmen glauben, war 2014 das Jahr, in dem Affiliate Marketing mehrere qualvolle Tode gestorben ist. Ich sehe dies vollkommen anders. Es gibt meiner Meinung nach kaum eine andere Werbeform, die in ihrer Theorie ehrlicher, fairer und skalierbarer ist. Im Vergleich zur TV-Werbung sehe ich Affiliate Marketing als so etwas wie den heiligen Gral der Transparenz.
Das Problem sehe ich als “Content Affiliate” eher bei den Netzwerken, die technisch gesehen bei der Jahrtausendwende stecken geblieben sind und ihr Tracking nicht vernünftig abgesichert bekommen. Zudem will ich nicht wissen, wie viel Provision mir durch Gutschein-Affiliates verloren geht, obwohl mein Projekt bei der Kaufentscheidung natürlich den ungleich höheren Anteil geleistet hat. Hier müssen 2015 endlich neue Tracking-Techniken her, die für eine faire Provisions-Aufteilung sorgen; und zwar nicht nur auf dem Papier oder der Konferenzbühne.
Vollkommen anders sehe ich die Stellung der klassischen Affiliate-Webseite. Der russische Suchmaschinen-Anbieter Yandex stellt in seinen Spam-Richtlinien die folgende Frage: “Würdest Du Deine Webseite online stellen, wenn es keine Suchmaschinen gäbe?”. Ich denke sehr viele reine Affiliate-Webseiten müssen die Frage verneinen. Genau diese Seiten dürften im kommenden Jahr weiter starke Probleme bekommen. Ohne echte(!) Mehrwerte und das Bestreben zu einer richtigen Marke zu werden wird man meiner Meinung nach im sauberen Affiliate Marketing keine Chance mehr haben. Und das ist auch gut so!